Flache Arbeiten, 1988
Die 5-er Serie Flache Arbeiten, die in einer Reihe auf einfachen Kanthölzern ruhen, sind frühe Werke des gleichnamigen Werkkomplexes, die der Künstler in der Folge in den 1990er Jahren auf Aluminium spritzen lässt. Hier malt er noch selber direkt auf Spanplatten und erkundet deren Wirkung im räumlichen Kontext.
Auf die Frage, ob seine Arbeiten der Malerei oder Skulptur zugehören, sagt der Künstler, dass dies nicht eindeutig möglich ist zu beantworten, er somit seine Arbeiten „Dinge" nenne. „Dinge", die wie Objekte erscheinen, doch vom Bildcharakter geprägt sind und die Objektivierung der Farbe in einem Stück Malerei zum Thema haben, um schliesslich die Wahrnehmung zu eröffnen. Zugleich stellt Schiess das Einzelbild in Frage: nicht das repräsentierende Bild in seiner abgeschlossenen Ganzheit, als vielmehr Werke als Fragmente im Kontext eines stetig wachsenden Werkkomplexes interessieren ihn. Keine einzigartige Betrachtung an der Wand, als vielmehr raumbezogene Präsentation am Boden. Der architektonische Bezug ist ihm zudem von grosser Wichtigkeit. Im Glanz der monochromen Oberflächen spiegelt sich die Umgebung, die als unabdingbarer Teil des Kunstwerks verstanden wird. Indes sieht Schiess das Umfeld einer Kunstinstitution nicht als idealen Ort, vielmehr würde er sich den direkten Bezug zur Natur wünschen, was bereits früh bei seinen Klötzen und Fetzen der Fall war, die er im urbanen Umfeld, am Sonnenlicht präsentierte. Er hoffe, dass „Es-malt", um Farbenmeere zu ermöglichen. Durch die glänzenden, perfekten Oberflächen kann sich die Farbe öffnen und durch Licht und Reflexionen zu Malerei werden. Die Flachen Arbeiten verstehen sich somit als eine Ansage an einen Farbraum, der sich entfalten kann in unmittelbarem Genuss im Jetzt und offen für die Zukunft. Zugleich verweisen die Platten auch auf die Unmöglichkeit eines Abbildes hin. Die Malerei löst sich vom Gegenstand und untersucht sich selbst. Dies vollzieht sich in aktiver Form, so bringen erst die Betrachter und der umgebende Raum Bewegung und Aktivität in Gang und verleihen dem Werk etwas Offenes und Gewaltloses.
„... ich liebe die Langeweile und das Schillern der Farben in ihr. Farben scheinen mir labil, nomadisierend, heimatlos, irisierend, phantastisch. Es fällt mir schwer, Lieblingsfarben zu nennen, ich liebe sie alle gleichermaßen. Ein Grau ist mir genauso lieb wie ein Gelb oder eine andere Farbe. Meiner Arbeit liegt kein Farbkonzept oder irgendetwas Ähnliches zugrunde. Ich habe ein anarchisches Verhältnis zu den Farben.... Die Arbeit, die ich mache, ist monochrom und monoton, und sie sieht so schön bunt aus, und sie ist unendlich traurig und schön wie Jahrmarktsmusik." (A.S.)
EMJ