Ohne Titel (Hermaphrodit), 1985
Andreas Hofer widmet sich während etwas mehr als einem Jahrzehnt neben der Zeichnung, dem Objekt und seinen computergenerierten Recherchen der figurativen Malerei (Acryl auf Papier, auf Baumwolle, Kasein auf Holz, Eitempera auf Papier). Sein unverkennbarer malerischer Stil der frühen 1980er Jahre ist dabei weniger von einer expressiven, abstrahierenden Manier gezeichnet, als vielmehr von einem veristischen Eintritt in eine surreale Welt. Dabei interessiert sich der Künstler einerseits für magisch oder traumhaft anmutende Inszenierungen, wie sie in der Kunstgeschichte beispielsweise bei Giorgio de Chirico oder Balthus zu finden sind, andererseits beschäftigen ihn die Bildräumlichkeit und mit ihr die Ausdruckskraft von Farben sowie die Möglichkeiten der Geometrie.
Ein nackter, rätselhafter Jüngling mit Brüsten, ein Hermaphrodit, liegt in der Diagonalen im Vordergrund einer ovalen Bildfläche, die von Sonnenlicht und lebendigem Schattenspiel gezeichnet ist, umgeben von einer Vielzahl Rosenköpfen. Es muss ein schwüler, gewittriger Sommerabend sein in diesem geheimnisvollen, südlichen Ambiente, das von Felsen, Meer und dramatischer Wolkenlandschaft gezeichnet und von einigen kargen Blättern eines Gebüschs begleitet und gehalten wird.
Der Künstler schreibt im Nachhinein, gut 10 Jahre nach dem Ankauf, über sein Werk: „Die Bilder von Mitte der achtziger Jahre befremden mich heute. Es ist für mich kaum mehr nachvollziehbar, wie ich zu den Motiven dieser figurativen Gemälde gekommen bin. Das Bild mit dem in Rosenblüten liegenden Hermaphroditen erscheint von heute aus betrachtet als der gescheiterte Versuch, Kitsch zu bearbeiten. Eine pathetische Bildwelt dominiert, es bleibt nur wenig in der Schwebe. Ich war damals in meiner Malerei an einem Punkt angelangt, an dem es zwingend gewesen wäre, mich mehr um technische Fragen zu kümmern. Die Inhaltlichkeit wächst nicht aus dem Medium heraus, sondern ist in Acryl illustriert. Auf dieses Bild folgten noch zwei ähnlich problematische, bis dann nichts mehr möglich war. Nach einer längeren Objektphase folgte eine Zeit, in der Musik und Film mein Schaffen bestimmten. Es dauerte rund fünf Jahre, bis ich wieder zu malen begann." (Ausst.-Kat. Aarau, 1995)
EMJ