Mustafa's Feast, 1999
Die Arbeitsweise des Künstlerpaars Dias & Riedweg, elementare Begegnungen mit Menschen zu suchen und die gemeinsamen Erlebnisse und Ergebnisse in einer Form von kulturellem Ausdruck symbolhaft darzustellen, um dabei an die Beschränkungen zwischen Hier und Dort zu rühren, zeichnet auch das Video Mustafa's Feast aus. Das Fest des vierjährigen Mustafa im arabischen Raum heisst Bayram. Seine Wurzeln hat das Opferfest im Alten Testament, in der Prüfung Abrahams durch Gott, in der er Isaaks Opferung verlangt. Die Heilige Schrift, in der ein patriarchaler, allmächtiger Gott den unbedingten Gehorsam seiner Gemeinde verlangt, wird gleichsam von den Juden, Christen und Moslems geteilt. Seitdem sind mehr als 2000 Jahre Kulturgeschichte vorüber gezogen, die in den drei Religionen ihre Spuren hinterlassen haben.
Geschildert wird im Video das einzigartige Erleben des festlich rot gekleideten Moslem Mustafa während der alljährlichen, rituellen Schlachtung des Widders. Er steht ihm gegenüber, dem todgeweihten Widder, der für die nächsten paar Tage der Gemeinschaft als Fleischlieferant Freude bringen wird, und füttert ihn ein letztes Mal mit Grünzeug. Und während Mustafa seiner Umgebung selbstvergessen mit ausdrucksstarker Mimik und tänzerischer Gestik mitteilt, wie das Tier geschlachtet wird - die Kamera konzentriert sich auf den Jungen -, werden im stumm belassenen Video in kurz aufeinanderfolgenden Szenerien auf die lebendigen Ausdrucksweisen Mustafas Bilderfolgen der Schlachtung eingeblendet, wobei das Rot von Mustafas Festkleidung kontrapunktisch zum Rot des vergossenen Tierblutes steht. Durch die schnelle Bilderfolge treffen die Innenwelten unvermittelt auf die Aussenwelten, wobei sich das Individuelle mit dem Öffentlichen vereint, wo Innenwelten und Aussenwelten zueinander finden.
Mustafa's Feast entstand, wie die Videoarbeit This is not Egypt, während des 2-monatigen Aufenthaltes der Künstler in Kairo.
EMJ