Livingroom, 1998
Eine junge, vollkommen bekleidete Frau mit leuchtend gelber, schwebender Decke an der Hand (die Künstlerin selbst) befindet sich in einem Hallenbad unter Wasser in schwerelosem Zustand. Sie will sich ein festes Lager einrichten, dieses mit Gewichten festhalten und auf dem Lager ihre Ruhe finden – in Schlaf versinken und träumen. Ihre schlafwandlerisch anmutenden Bemühungen werden von der Notwendigkeit, an der Wasseroberfläche immer wieder zu Sauerstoff zu kommen, unterbrochen, begleitet von der bewegten, gelben Decke, den Geräuschen, die sich unter Wasser ereignen und die das Auftauchen mit sich bringt. Als stete Grenzgängerin taucht die Künstlerin immer wieder auf, ringt in dieser Welt nach Luft, mit dem Bestreben, sich wieder ihre Ruhestätte unter Wasser zu richten, um sich letztendlich dort niederzulassen. Ihr pochendes Leben im Diesseits ist indes stärker.
Alberts Bilderfluten von seltsam entrückter, malerischer Schönheit entstammen aus den einfachen Notwendigkeiten in der Problemstellung. Zugleich sind sie von ausgewählter Gestaltung und faszinierender, stetig bewegter, flimmernden Farbenpracht von der eigentümlichen Gesetzlichkeit der Welt unter Wasser und deren Widerspiegelung an der Oberfläche gezeichnet, wo zuweilen oben und unten austauschbar erscheinen, deren ganz andere Gesetzlichkeit in eine andere Realität verführt und unerwartet zu einer weiteren Sinn-Dimension vorstossen lässt. Die elementare Auseinandersetzung mit dem Element Wasser findet sich von Anbeginn im Werk von Judith Albert und erhält mit Selbstverständlichkeit eigene Zuständigkeit und Wirklichkeit.
Livingroom und System 0.2 wurden von der Stiftung ein Jahr nach ihrer Entstehung, kurze Zeit nach der Zürcher Ausstellung Freie Sicht aufs Mittelmeer angekauft.
EMJ