Ohne Titel (Zwei rote Büchsen), 1984

Ohne Titel (Zwei rote Büchsen), 1984, Franz  Wanner

Das bildhauerische Denken und Arbeiten ist integraler Bestandteil von Franz Wanners Gemälde, so auch bei Ohne Titel (Zwei rote Büchsen), 1984, das während eines längeren Aufenthaltes in Köln entstanden ist. In den Arbeiten dieser Schaffensperiode wird das Bildzentrum durch Gegenstände angezeigt, etwa Bücher, Tische, Balken, auch Tiere und insbesondere Gefässe, die ihrerseits einen Bildraum definieren. In einem Brief vom 30. Mai 1994 bezeichnet er die Arbeit als „ruinenhaft", es habe ein „stetes Umschichten der Bildgegenstände" stattgefunden, „Man könnte sagen, dass das ganze Bild ein einziges ‹Pentimento› ist". Wie ein Bildhauer, der zwei Zylinder aus einem Stein herausmeissle, so habe er sich an das Bild herangetastet. Wanners Aussagen betonen das Prozesshafte der Bildgenese und damit auch den handwerklichen Aspekt des Bildermachens, was sich visuell im Aufbau des Gemäldes aus unzähligen Farbschichten spiegelt, die feinen Rinnsalen gleich die Leinwand lasierend von oben nach unten überziehen. Die beiden mit zarten Linien umrissenen roten Büchsen scheinen vor dem in komplementärem Grün gehaltenen Hintergrund zu schweben und direkt aus den rot unterlegten Schichtungen herauszuwachsen.

Auch Wanners Malweise gleicht eher der Technik des Hinzufügens und Entfernens aus der Bildhauerei denn einem klassischen Farbauftrag mit Pinsel. Mit Hilfe kleiner Kübel wirft er die Farbe auf die Leinwand, lässt einmal platzierte Bildgegenstände wieder verschwinden, verschiebt sie und lässt sie erneut auftauchen, wie es auch an den verwischten Konturen einer früheren Bildorganisation des Werks Ohne Titel (Zwei rote Büchsen) zu erkennen ist. Malen bei Wanner ist ständiger Aufbau und Abbruch.

SM

 

Künstler
Franz Wanner
Gattung
Malerei
Material
Acryl auf Leinwand
Masse
150,4 x 230,7 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
G 03.056
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Kunsthalle Waaghaus Winterthur, 1984
Ausstellungsgeschichte

Von 1985 bis 1993 Leihgabe im Kunstmuseum Olten

Literatur

Weitere Infos