Drehbildträger, 1994
IM SOG EINES BILDES IM BILDE DES BILDES
....
„Im Grunde genommen betrachten wir
ein frühes Landschaftsbild von Alfred
Wirz, das war ein idealer, gut vorbereiteter
Malgrund für mich", meint Guido. Er
wirkt dabei wie ein zufriedener Bauer,
nach einer trocken eingefahrenen Ernte.
Das Zwiegespräch des Künstlers mit sich.
Endloses Drehen um sich und um das
eigene Bild.
Der eigene Spiegel als Spiegel des Anderen.
Farben als Echo.
Ein Gedankenkanal ohne Anfang und
Ende.
Unermüdliches Reflektieren.
Eine unendliche Spirale, die in beide Rich-
tungen offen bleibt.
Das Eindringen in den Malgrund - durch
die Landschaft hindurch.
Das Verlassen des Bildes - hinein ins Uni-
versum.
Als Kind träumte ich von Spiralen. Ich
stürzte oft in einen Sog von bunten
Farben, die mich in rasender Geschwin-
digkeit in die Tiefe spülten.
Ich hatte Angst einzuschlafen und trotz-
dem wollte ich diesen Farbenrausch
immer wieder erleben.
Beim Bild von Guido falle ich nicht in eine
Farbenspirale, ich gleite schwerelos.
Schwebend kann ich in Farbräume
tauchen, sie in mich aufsaugen und
gedanklich durchdringen.
Bilder entstehen von selbst, wenn wir Zeit
haben und im Wasser auf dem Rücken
liegend in die Sonne blinzeln.
Schwitzen wir beim Schwimmen?
Das Erdachte und Gesehene wiedergeben
ist Knochenarbeit.
Am siebten Tag sollst du ruhn und schöne
Sachen tun.
Zum Beispiel im weissen Hemd über den
leeren Kartoffelacker schreiten und mit
dem grossen Gedankenspiel die Natur
nachbessern.
Josef Felix Müller
in: Ausst.kat. Aargauer Kunsthaus Aarau, 1997. Guido Nussbaum: travaux publics et privés. Aargauer Kunsthaus Aarai. 14.9.-9.11.1997. Hrsg. von Stefan Kunz, S. 82
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