bring me back the sound of the nature, 1990
Man kann Hanimanns Zeichnungen nicht als freie Zeichnungen bezeichnen. Oft handelt es sich um ein Abzeichnen, ein Durch- oder Nachzeichnen. Dabei isoliert er die Umrissform von Personen und weiteren Dingen und stellt die Zeichnung in einen neutralen Raum, in welchem der lebendige Kontext nicht mehr vorhanden ist. Resultat ist ein unpersönlicher, zuweilen spröder, distanzierter respektive neutraler Strich, in welchem Wichtigkeiten und Unwichtigkeiten formal gleich geordnet und dargestellt werden und sich in einem weissen Umfeld ohne Handlungskontext präsentieren. Lebendigkeit ist erstarrt, was die Zeichnung zu einem Emblem macht, wo die Figuren und Objekte auf einen Restbestand von Individualität reduziert werden. Durch ihre Zeichenhaftigkeit haben sie einen festen Platz im Feld der Bedeutungen. Nicht selten zwängt Hanimann seine Objekte oder Subjekte aus der lebensweltlichen Realität in schematische oder geometrische Strukturen.
Das Blatt bring me back the sound of the nature ist Teil eines Werkkomplexes von 10 Bleistiftzeichnungen und 2 Malereien mit Goldbronze auf Papier. Es ist in zwei unterschiedliche Teile strukturiert. Der obere Teil widmet sich den Tieren, während der untere Teil zwei Porträtansichten desselben Mannes präsentiert, die briefmarkenähnlich, von einem ornamental wirkenden Rahmen umgeben sind. Wenn der Titel imperativ nach dem Klang der Natur verlangt, so wird wohl auf die ohne Logik angeordneten Tiere - Vögel, Eisbär, Affen, Eichhörnchen, Frosch, Nasenbär, Eule, Fuchs oder Schlange - Bezug genommen, die das Reich und somit auch den Klang der Tiere repräsentieren. Der in seinem Rahmen gefasste Mensch indes ist von einer Struktur umgeben, währenddessen die Tierwelt sich allseitig offen und unfassbar präsentiert.
EMJ