Ohne Titel, 1980

Ohne Titel, 1980, Helmut Federle

Das grossformatige, fast 4 Meter breite Werk Ohne Titel entsteht 1980 in New York als eines der ersten grossformatigen Bilder Federles, unter dem Eindruck der Grossformate Mark Rothkos, Barnett Newmans und Clyfford Stills. Es stammt aus der gleichen Zeitspanne wie Asian Sign, das sich in der Sammlung des Museum für Gegenwartskunst in Basel befindet. Durch karge, elementare Mittel vermag der Künstler in diesem frühen Werk mit seinen Grundelementen einer Hell-Dunkel-Spannung und dem nicht eindeutigen Ausloten einer Figur-Grund-Konstellation, in einer reduzierten, stumpfen schwefelgelb-bleigrauen Farbpalette eine latente Expressivität und überraschende kraftvolle Präsenz zu vermitteln. Farbe und Form tragen die Wechselwirkung einer gehaltenen Harmonie, die einen spannungsreichen Zustand ermöglicht und zugleich den Schwerpunkt an die Ränder verlagert. Die Konturen der gelben Farbfelder sind nicht reissbrettartig gezogen. Kleine Unregelmässigkeiten und das Durchscheinen der Vorzeichnung vermitteln den Eindruck einer Lebendigkeit. Die Palette Grau und Gelb wird vom Maler für seine damaligen Bilder, die er in New York schafft, intuitiv gewählt und beziehen sich auf seine damalige Wahlheimat. Die Erinnerung an eine architektonische Formensprache ist somit nicht zufällig. Zudem wird ihm erst später klar, dass die Farbpalette auch aggressive Emotionalität symbolisiert. „Beschwörung und Angst, Gewalt und Fluchtgedanken" sieht Veit Loers darin.

Wie in den weiteren, in derselben Zeitspanne entstandenen Bildern nimmt man die Komposition nicht nur in ihrer Dialektik, sondern ebenso in ihrer entschiedenen Einheit wahr. Nach eigenen Aussagen rührt Federle darin an das Geheimnis des Kultischen und Religösen, insbesondere an die magische Kraft der taoistischen Mystik. Dabei betont der Künstler den Akt der Konzentration, der für ihn das Wesentliche beim Zeichnen und Malen ausmacht: die energetische Dichte, die Stille und Leere, das sich Verschliessen und Öffnen, das Lichte und Dunkle, das Aufeinander-Bezug-Nehmen. Von entscheidender Bedeutung ist auch die Grösse des Werks, die das Erleben im Spannungsfeld zwischen Ausdehnung der Fläche und Begrenzung des Feldes, zwischen Körper und Raum ermöglicht.

EMJ

 

Künstler
Helmut Federle
Gattung
Malerei
Material
Dispersion auf Leinwand
Masse
236,4 x 393 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
G 03.029
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Ankauf 1985 bei der Galerie Elisabeth Kaufmann in Zürich
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Weitere Infos