Leben & Werk Franz Wanner

Franz Wanner
* 1956 in Wauwil (LU)
lebt und arbeitet in Zürich,  Tomils (GR) und Walenstadtberg (SG)


Nach dem Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Luzern (1972–1974) absolviert Franz Wanner eine Steinhauerlehre im Luzerner Atelier von Franco Annoni und besucht von 1977 bis 1979 die Bildhauerklasse von Anton Egloff an der Kunstgewerbeschule in Luzern. Es folgt ein Aufenthalt in Wien, wo er bis 1983 Malerei und Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste studiert und Vorlesungen an der Hochschule für angewandte Kunst besucht.

Zu Beginn der 1980er Jahre wird Franz Wanner mit grossformatigen, teilweise aus mehreren Bildfeldern bestehenden Acrylgemälden bekannt. Im Gegensatz zur impulsgetriebenen, expressiven Malweise der damals aufkommenden „Neuen Wilden“ ist das Bild bei Wanner stets Reflexionsmedium und Produkt eines intellektuellen Vorgangs, der die Malerei als künstlerisches Medium mit ihren Bedingungen und Möglichkeiten befragt.

Das bildhauerische Denken und Arbeiten ist integraler Bestandteil seiner Gemälde, so auch bei seinem Bild Ohne Titel (Zwei rote Büchsen), 1984, das während einem längeren Aufenthalt in Köln (1984–1988) entstanden ist.

Wanners Malweise gleicht eher der Technik des Hinzufügens und Entfernens aus der Bildhauerei, denn einem klassischen Farbauftrag mit Pinsel. Mit Hilfe kleiner Kübel wirft er die Farbe auf die Leinwand, lässt einmal platzierte Bildgegenstände wieder verschwinden, verschiebt sie und lässt sie erneut auftauchen, wie es auch an den verwischten Konturen einer früheren Bildorganisation im Werk Ohne Titel (Zwei rote Büchsen) zu erkennen ist. Malen bei Wanner ist ständiger Aufbau und Abbruch.

Franz Wanners Arbeiten pendeln zwischen gegenständlich und abstrakt hin und her. In seinen Balkenbildern der 1980er Jahre äussert sich diese Ambivalenz in der Grösse der Gemälde, die den Betrachter geradezu physisch integriert. Zum einen können diese Bilder etwa als Ausblicke durch eine Säulenreihe auf eine angedeutete, grenzenlose Landschaft oder aber als nach rein geometrischen Gesichtspunkten organisierte Farbfelder gelesen werden. Nach Action Painting, All-Over und Colorfield Painting, den historischen Grundlagen, auf denen Wanner stilistisch aufbaut, versucht er, die Figuration wieder zu integrieren. Gerne bezieht er sich auch auf die Tradition der Malerei, indem er Zitate bekannter Meister aus der Geschichte der Kunst in seine eigenen Werke einfliessen lässt, ohne allerdings Stil oder Erscheinungsweise zu kopieren, sondern indem er eine eigene Synthese schafft, wenn er Figuren oder Objekte vor seinen tiefen Farbräumen platziert. Die Verweise auf „Vor-Bilder“ geschehen allerdings nicht um der blossen Aneignung willen, vielmehr sind es bildnerische Probleme, die ihn an anderen Werken interessieren, etwa Themen der Bildrezeption, der Abbildlichkeit oder ganz grundsätzliche Fragen nach den Ursprüngen von Bildern.

Ziel von Wanners malerischer Auseinandersetzung ist die Erkenntnisförderung über Wahrnehmungsphänomene und über den Gegenstand namens „Bild“, wobei als Resultat dieser „Forschung“, beziehungsweise als Lösung der Fragestellungen wiederum ein Gemälde, ein Bild entsteht, das den Prozess der Reflexion gewissermassen in sich trägt und als Erfahrungsraum zum Ausdruck bringt. Durch die Grösse der Paneele, die teilweise bis zu vier Meter lang werden, wirken die Bilder objekthaft und geraten dadurch in die Nähe der Skulptur, mit der sich Franz Wanner in den 1990er Jahren nach langem Unterbruch wieder beschäftigt.

 

Sylvia Mutti

Werke sortiert nach Titel ↑JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Franz Wanner

Ohne Titel (Zwei rote Büchsen)

1984

Acryl auf Leinwand

Masse 150,4 x 230,7 cm

Malerei

Das bildhauerische Denken und Arbeiten ist integraler Bestandteil von Franz Wanners Gemälde, so auch bei Ohne Titel (Zwei rote Büchsen), 1984, das während eines längeren Aufenthaltes in Köln entstanden ist. In den Arbeiten dieser Schaffensperiode wird das Bildzentrum durch Gegenstände angezeigt, etwa Bücher, Tische, Balken, auch... [ Weiter ]