Interview mit Loredana Sperini

Alexandra Blättler

Liebe Loredana, die Berner Stiftung Kunst Heute besitzt von dir zwei sehr wichtige Arbeiten aus dem Schaffen der letzten Jahre. Einerseits die grossformatige Spiegelinstallation „quante brave persone" ( 2007) und andererseits eine kleinteilige Installation aus Wachs- und Schmetterlingsflügeln, gen. „Ohne Titel", ebenfalls aus dem Jahr 2007.

 

Was bedeuten Dir selber diese beiden Arbeiten?

 

Loredana Sperini

Jede Arbeit hat seine Wichtigkeit. Sie entwickelt sich immer aus der letzten Arbeit heraus.

 

Alexandra Blättler

Sind sie je auf ihre Art und Weise bezeichnend für einen spezifischen Punkt in Deinem künstlerischen Ausdruck?

 

Loredana Sperini

Ja, ich denke vor allem an die Handwachsskulptur.

Das war ein Moment in meinem Schaffen, wo ich angefangen habe mit Farben zu experimentieren. Diese Farbigkeit hat mich für meine nachfolgenden abstrakten Malereien inspiriert.

 

Alexandra Blättler

Was für eine Stellung nehmen die beiden erwähnten Werke innerhalb Deines bisherigen „Gesamtwerkes" ein?

 

Loredana Sperini

Jede Arbeit hat seine Wichtigkeit und bildet einen Bestandteil in meinem Gesamtwerk.

 

Alexandra Blättler

Diese Arbeiten sind nun bereits schon wieder ein paar Jahre alt. Wie hat sich Dein Schaffen seither entwickelt? Was interessierte Dich damals, und was heute? Siehst Du eine Entwicklung darin oder stehst Du heute an einem ganz anderen Punkt mit Deinen Arbeiten?

 

Loredana Sperini

Der Mensch als figürliche Zeichnung kommt in meinen Arbeiten nicht mehr vor.

Es geht mehr um Räume, Emotionen, die ich in Malerei und Skulpturen zum Ausdruck bringe. Sie sind aber im Vergleich zu meinen früheren Arbeiten offener im Ausdruck aber schwieriger in der Lesbarkeit.

Mich interessiert es auch, wie eine innere Stimmung nach aussen sichtbar werden kann.

Ich experimentiere im Moment mit Beton, der einen viel härteren Ausdruck hat als Wachs. Dabei versuche ich diese zwei gegensätzlichen Materialien in meinen neuen Skulpturen zusammenzubringen.

 

Alexandra Blättler

Was interessiert Dich persönlich zurzeit? Welche künstlerischen Entwicklungen national und international interessieren Dich und verfolgst Du bewusst?

 

Alexandra Blättler

Ich finde es schwierig Namen zu nennen, es wechselt auch immer wieder.

Aber im Zusammenhang mit meiner aktuellen Gruppenausstellung Menschenzellen?Human Capsules, 2011/12, in der Lockremise St. Gallen bin ich im Moment sehr von den Arbeiten folgenden Künstlerinnen sehr angesprochen und berührt: Phyllida Barlow, Rachel Khedoori, Carol Rama, Alina Szapocznikow und Louise Bourgeois.

 

Alexandra Blättler

Gibt es Strategien im Aufbau und Verlauf wie du Deine Karriere plantest?

 

Loredana Sperini

Nein. Ich habe mir nie Gedanken gemacht über Strategien. Entweder sprechen meine Arbeiten die Leute an oder nicht. Mich hat es auch nie interessiert, gut verkäufliche Arbeiten in Varianten zu produzieren. Ich versuche mich aus einem inneren Interesse bei jeder Arbeit weiterzuentwickeln und akzeptiere falls notwendig dabei auch harte Brüche.

 

Alexandra Blättler

Sind diese ursprünglichen Strategien auch noch Deine heutigen Strategien?

 

Loredana Sperini

x

 

Alexandra Blättler

Hat sich etwas verändert, was Deine Ansprüche an das Kunstsystem angeht? Bist Du relaxter geworden?

 

Loredana Sperini

Gegenüber dem Kunstsystem bin ich entspannt, weil ich das Gefühl habe, die Mechanismen mittlerweile besser zu verstehen.

 

 

Alexandra Blättler

Wo hast du Dich vor 10 Jahren heute gesehen? Und bist du ungefähr dort, wo Du sein wolltest?

 

Loredana Sperini

In meiner Vorstellung wäre ich gerne weiter gewesen mit meiner Arbeit. Aber das hängt vielleicht auch mit meinem vergleichbar langsamen Arbeitsprozess zusammen.

 

Alexandra Blättler

Oder denkst Du, dass Du eher unbewusste Strategien hattest und immer noch hast?

 

Loredana Sperini

Nein, das Weiterkommen in meiner Arbeit war und ist mein einziger Antrieb, ich möchte authentische Arbeiten schaffen.

 

Alexandra Blättler

Was denkst Du über die aktuelle Schweizer Kunstszene? Interessiert diese dich überhaupt noch?

 

Loredana Sperini

Ja sicher, nur bleibt mir leider nur wenig Zeit, um Ausstellungen anschauen gehen zu können und so bekomme ich einiges was läuft nicht mit. Oft kenne ich gar nicht mehr die Namen der Ausstellenden. Es kommen immer wieder neue Generationen und ich denke, dass das sehr wichtig ist.

Die Möglichkeiten für junge KünstlerInnen, in der Schweiz den Einstieg in die Kunst zu finden, sind sehr gut.

 

 

Alexandra Blättler

Ein Blick in die Zukunft: Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?

 

Loredana Sperini

In New York, in einem grossen Atelier realisiere ich mit Assistenten

grosse Skulpturen und Installationen.

 

Dezember 2011