Mäander, 1984

Mäander, 1984, Barbara Heé

Barbara Heés Arbeitsweise ist geprägt von einer geistig-spirituellen Haltung, die das Entstehen eines Kunstwerks einer Offenbarung eines tief liegenden „Mysteriums" gleichsetzt. Dem Suchen und Finden von Formen räumt die Künstlerin grosse Bedeutung zu, diese würden sich intuitiv „entwickeln" und seien nicht willentlich „auszuhecken". Es gehe ihr schliesslich nicht um das erfinden einer Form, sondern um das wiederfinden. Heés zeichnerischer Prozess ist lang andauernd und führt, ausgehend von einer Art „Telefonzeichnung", zu einer immer stärkeren Vereinfachung. Ihre zeichenhaften, reduzierten Kompositionen, die in der Zeichnungsserie eine gewisse Grösse aufweisen (55,5 x 75,0 cm), beschränken sich auf die geometrischen Grundformen wie etwa Dreieck, Rechteck oder Ellipse, was auch in der 5-teiligen Papierarbeit Mäander zum Ausdruck kommt. Auf jedem der vier Blätter treffen jeweils zwei Formen aufeinander, die teilweise wie durch eine Nabelschnur über einen Strich miteinander verbunden sind, so dass die eine gegenüber der anderen leicht aus der Balance kippt, doch von dieser, so scheint es, gehalten und in der Schräglage stabilisiert wird. Aus diesem Ver-rückt-Sein resultiert ein Spannungsfeld zwischen Gegensätzen, wie schwer und leicht, stützen und lasten, verharren und bewegen, anziehen und trennen. Bildfüllend in der Vertikalen betonen die in Öl mit Leim gemalten Zeichen die Ränder der Blätter und generieren die Leere dazwischen als integralen Bestandteil der Bilder. Die Linien sind kaum je scharf gezogen, ihre ausgefransten Konturen, resultierend aus trockenem Farbauftrag, konservieren eine feine Bewegung, die sich als Vibrieren über die schwarzen Formen ausbreitet und über diese hinaus in den weissen Raum ausstrahlt.

Das Zittrige jenseits einer klaren Perfektion resultiert aus Barbara Heés Arbeitsweise: Sie zeichnet auch mal auf dem Boden und manchmal als Rechtshänderin mit ihrer weniger geübten linken Hand, manchmal schliesst sie dabei gar die Augen, so dass die körperliche Dimension des Zeichnens einen bedeutenden Anteil am Werkprozess erfährt.

SM

 

Künstler
Barbara Heé
Gattung
Malerei
Material
Leim und Farbe auf Papier
Masse
55,5 x 75,0 cm
Standort
Depot
Inventarnummer
A 2003.241
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Galerie Susanna Kulli, 1985
Ausstellungsgeschichte

Literatur

Weitere Infos