You Invited Me, Don't You Remember?, 2002

You Invited Me, Don't  You Remember?, 2002, Yan Duyvendak

Der 11. September 2001 hat die Welt erschüttert und verändert - sie ist härter, grausamer, absurder geworden, so Duyvendak. In dieser Zeit, wo proklamiert wird, dass alle, die nicht für uns sind, gegen uns sind, wo eine Achse des Bösen erkoren wird und als charismatisch-diabolisches Maskottchen Osama Bin Laden figuriert, im Zug dieser weltpolitisch grundlegenden Veränderungen fragt sich der Künstler, wie und warum die westliche Welt in so simpler Weise diese Figurationen des Bösen annimmt und die Welt in dieser dualistischen Weise betrachten will. Für seine Performance You Invited Me, Don't You Remember ? wählt Duyvendak, ausgehend von der erwähnten Fragestellung, Filme aus der nordamerikanischen Filmindustrie, mit denen er aufgewachsen ist, die er geliebt hat und die auch sein dualistisches Weltprinzip geprägt haben, wie Fargo von Joel Coen, 1996, The Silence of the Lambs von Jonathan Demme, 1991, Apocaplypse Now von Francis Coppola, 1979 oder Lost Highway von David Lynch, 1997. Ausgewählte Ausschnitte setzt er dem Prinzip des Switching entsprechend (Suchen nach interessanten Sendungen) zu einer narrativen Filmcollage zusammen, die mittels Projektion auf eine grosse Fläche übertragen wird.

In seiner Performance agiert Duyvendak auf die Filmgeschichten und deren Repräsentationen, wobei er seine Live-Handlungen präzise auf die Handlungen der Filmwelt abstimmt. Dabei eignet er sich Gehabe und Mimik der agierenden Figur an oder nimmt die Position des Gegenübers ein. In der Personifikation des Bösen wie auch des Opfers (Korruption, Eitelkeit, Hinterhältigkeit, Angst, Ignoranz....), die er in verführerischer Weise doubliert respektive nachstellt, präsentiert er sich seinem Publikum, das während gut 22 Minuten seine Choreographie der ausgewählten Szenen und deren Atmosphären in der Welt der Fiktionen geniesst und zugleich erschaudert. Der evokativen Tonspur des Films gesellt sich sein synchron agierender Körper und perfekt gesprochener Diskurs dazu. Zuweilen übernimmt der Künstler den Lead, der die Geschichte weiterführt und die Bilder evoziert, zuweilen führen die Szenen der Filme die Geschichte weiter oder führen in eine neue Atmosphäre ein, um das Böse in seinen unterschiedlichsten Erscheinungen zu sich einzuladen.

EMJ

 

Künstler
Yan Duyvendak
Gattung
Performance
Material
Betacam SP (Sony), Farbe, mit Ton
Masse
"Dauer: 22'20"""
Standort
Depot
Inventarnummer
V 2003.270
Credits
Schenkung Stiftung Kunst Heute, 2003
Provenienz
Projektauftrag an den Künstler, 2002
Ausstellungsgeschichte

Die Performance wird erstmalig im Kino des Kunstmuseums Bern am 16. April 2002 im Rahmen der Ausstellung Zeitmaschine in Bern vorgeführt.

 

Literatur

Über die Performances von Yan Duyvendak (Muda Mathis, Sus Zwick und Andrea Saemann) ist 2011 eine Dissertation von Andrea Könz verfasst worden.

Weitere Infos

 

Die Performance ist eine Koproduktion der Stiftung Kunst Heute, Bern und des Centre pour l'Image Contemporaine (ssg*) Saint-Gervais Genève.