Leben & Werk Heinz Brand

Heinz  Brand
* 1944 in Biberist
lebt und arbeitet in Reichenbach bei Bern

Heinz Brand besucht von 1960-65 die Kunstgewerbeschule in Bern und belegt nach einem einjährigen Japanaufenthalt 1968 die Fotoklasse der Kunstgewerbeschule in Zürich sowie weitere Kurse an der damaligen F + F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich. Es folgen weitere Reisen nach Brasilien, Polen und Studien in den Niederlanden (1976-78), wo der Berner an der Jan van Eyck Academie in Maastricht Video, Film und Installation studiert. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz lebt Heinz Brand bei Bern, wobei ihn weitere Stipendienaufenthalte nach Paris, New York, Rom und nochmals nach Japan bringen.

Der Einfluss der japanischen Lebenshaltung und Kultur, insbesondere des Zen-Buddhismus, prägt in wesentlicher Form das nicht nur formal und inhaltlich, sondern auch zahlenmässig von Reduktion gezeichnete künstlerische Oeuvre von Brand. Sein Wirken steht zudem in engem Bezug zur Berner Szene der 1970er und 80er Jahre mit Franz Gertsch,  Balthasar Burkhard, Peter Iseli oder Gerhard Johann Lischka und vor allem auch James Lee Byars. Dieser exzentrische Weltenbummler Byars, der in Bern zeitweilig seine Wahlheimat findet,  thematisiert seine Vorstellung des Perfekten, Vollkommenen und Sublimen in performativen, zeichnerischen, installativen und skulpturalen Werken. Wie bei Byars darf man auch Brands Kunstwollen in Zusammenhang mit einer Suche nach dem vergeistigten Kunstwerk sehen, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Moderne zieht.

Brands künstlerisches Denken und Schaffen, das sich in den Medien Fotografie, Objekt, Installation, Skulptur und Aquarell niederschlägt, beschäftigt sich weniger mit einer bestimmten Thematik, als mit der Suche nach einer Bestimmung des Ortes, den er durch Reflexionen über An- und Abwesenheit prägt. Seine Auseinandersetzung mit dem Dasein bringt in der Wahl der künstlerischen Mittel eine radikale Reduktion mit sich, die mit einer inhaltlichen Notwendigkeit und Präzision eine Offenheit beansprucht, die Stille, Leere, das Nichts und somit auch Unsichtbarkeit miteinschliesst. Die grossformatige Skulptur Schachloses Schach (4 x 4 schwarze Granitwürfel und 4 x 4 weisse Marmorwürfel minus je 2 Marmorwürfel) aus dem Jahr 1986, die ihren Standort vor dem Schweizerischen Bundesarchiv in Bern hat, verdeutlicht Brands Haltung nachdrücklich, wie ebenso seine Werkgruppe der Whites, die der Berner seit 1974 bis in die 90er Jahre weiterführt: grossformatige, durch weisse Leinwand scheinende Fotobilder beziehen Situations- oder Gelegenheitsbilder aus des Künstlers Sammlung als Grundlage sozusagen in die entstehenden Werke ein, die durch konzentrierte Stille den Raum erfüllen: die Ahnung, eine leise Andeutung des Absoluten (Raum, Klang, Leere, Stille), indem (beinahe) Nichts gezeigt wird, mit der anschliessenden Frage, was ein Bild - die Bildebene, die Farbe, die Komposition - zu leisten vermag. Wo endet in einem Werk die Möglichkeit, eine Idee oder gar ein Universum zu übermitteln? Diese Fragestellung findet sich ebenso in weiteren Werken Brands, die sich darauf konzentrieren, dem Nichts nachzuspüren und dieses Unfassbare mit reduziertesten Mitteln erfahrbar zu machen.

 

Heinz Brands Werk sucht somit weniger die ständige Produktion und den hektischen Betrieb des Kulturbusiness als vielmehr die Inhalte und die Geistigkeit in einem Werk. Als einer der Pioniere der künstlerischen Fotografie gehört er zu einem national renommierten Zeitgeist, den es wieder zu entdecken gilt.


Esther Maria Jungo

Werke sortiert nach Titel ↓JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Heinz Brand

Reflexaquarell

1976-1978

Farbfotografie

Masse 50,2 x 74,7 cm

Fotografie

Die inhaltliche und formale Reduktion, die das gesamte Werk von Heinz Brand auszeichnet, könnte auch an diesem zweiteiligen Werk weitergeführt werden, meint der Künstler gut 20 Jahre später anlässlich eines Gesprächs mit Marcel Baumgartner. So findet Brand, dass diese zweiteilig angelegte Arbeit auf den ersten Teil reduziert werden könnte, da diese die Idee... [ Weiter ]

Heinz Brand

Koan

1982

2 Farbfotografien auf Aluminium aufgezogen und 3 Saharakugeln in Vitrine

Masse 95 x 107 x 62 cm (Vitrine) 2 Farbfotografien je 24,5 x 36,7 cm; 3 Saharakugeln ø 7 cm, ø 4 cm; ø 2,5 cm

Installation

Heinz Brands Streben vom materiellen Hier ins immaterielle Dort - Dasein & Wegsein -, aber auch die Bedeutung der Sehnsucht kann in dieser, vermehrt erzählerisch anmutenden, Arbeit des Künstlers als Leitmotiv hervorgehoben werden. Auch etwas Schalk, der dem Charakter des Künstlers entspricht, ist in diesem Werk leise zu spüren. In einer ausgesuchten  Vitrine finden... [ Weiter ]

Heinz Brand

Der tonlose Ton

1984

Fotoleinwand auf Karton, auf Pressspan-Rahmen aufgezogen (rückseitig verstärkt mit Holzgitter)

Masse 119,2 x 169,7 cm

Fotografie

Die Fotografie einer Zen-Trommel in einem japanischen Tempel bildet den bildnerischen Grund der Arbeit Der tonlose Ton, die man als Schlüsselwerk im Oeuvre Brands betrachten kann. Der Ton, der nicht tönt, dessen Membran im Weiss der grossflächigen Leinwand verharrt, bringt den vibrierenden Stillstand im Sinne eines berühmten Zen-Rätsels zum... [ Weiter ]