Leben & Werk Rolf Winnewisser

Rolf Winnewisser
* 1949 in Niedergösgen
lebt und arbeitet in Ennetbaden /AG
 

Rolf Winnewisser besucht die Schule für Gestaltung in Luzern, die er 1971 als Grafiker abschliesst. Von 1972-74 arbeitet er als Zeichner im Rahmen eines Alphabetisierungsprojektes im Niger. Von Bedeutung ist seine Teilnahme an der documenta 5, 1972 in Kassel. Seit 1974 arbeitet er als freischaffender Künstler. Bereits früh darf er dreimal das Eidgenössische Kunststipendium entgegennehmen, das Kiefer-Hablitzel-Stipendium sowie 1989 den Manor Kunstpreis Luzern. Es folgen Ausstellungen in wichtigen Institutionen in der Schweiz und im Ausland und diverse Lehraufträge an der Schule für Gestaltung und der ETH Zürich. Von 1989-1995 hält er sich in Paris auf. 2006 wird der Künstler für sein komplexes Werk mit dem renommierten Prix Meret Oppenheim geehrt. 2008 widmet ihm das Aargauer Kunsthaus Aarau unter dem Titel split horizon eine umfassende Überblicksausstellung.

Das Wirken von Jean-Christophe Ammann im Kunstmuseum Luzern seit den späten 1960er Jahren hinterlässt auch bei Rolf Winnewisser und im Umfeld einer jungen Künstlergeneration mit Aldo Walker, Urs Lüthi, Martin Disler oder Hugo Suter Spuren. Mit in diesem Umfeld ist der Schriftsteller und Theoretiker Theo Kneubühler, der den jungen Winnewisser beeinflusst und fördert.
Die sehr eigenständige und konzeptuell reflektierte Kunst Winnewissers widmet sich den Medien Zeichnung, Druckgrafik, Aquarell und Malerei, sowie Objekt und Installation, zu denen er zuweilen auch weiterführende Formulierungen im Bereich der Sprache hinzufügt. Sein Universum ist die Fülle der Welt, die er sammelnd, lesend und reisend erkundet und mittels Assoziationen, Vernetzungen und Verkettungen stetig weiterentwickelt. Die Objekte, die sich in seinem Atelier versammeln, sind Funde, Zeichen, Schnittstellen, aber auch eine Form von Zeit, und dienen als Anregung und Ausgangspunkt für neue Schaffensschritte. Es ist nicht die grosse Geste, die sich dem breiten oder verlangenden Publikum stellt – Ammann hat bereits 1979 anlässlich der Eröffnung von Winnewissers Ausstellung in der Kunsthalle Basel darauf hingewiesen, dass dieser, im Gegensatz zu Disler, der sich der Kunstwelt stellt, sich der Kunstwelt entziehe. Vielmehr forscht Winnewisser unentwegt, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, nach den Ursprüngen und den Bedingungen von Bildlichkeit. So ist es die denkende und bildnerische Suche nach Schnittstellen zwischen Erfahrenem und Gedachtem und den Möglichkeiten des Sichtbaren, die den Künstler interessieren, um diese Suche in bildnerischen Universen im Sinne einer Grundlagenforschung zu formulieren. Auch ist es schwierig, den Künstler in einem Stil zu fassen, aus dessen Ordnungsgefüge er immer wieder ausweicht, sich entzieht und unterschiedlichste Richtungen anvisiert. Kein Eklektizismus, keine Malerei um der Malerei willen, keine Willkür oder Beliebigkeit, dies ist sogleich spürbar, als vielmehr eine Form des Denkens und Empfindens, die visualisiert wird. Immerhin können gewisse Entwicklungslinien ausgemacht werden, in einem Frühwerk, das von Bildzeichen und Bildbedeutungen geprägt ist, hin zu einer Malerei, fast frei, barock und malerisch, wo auch Narratives aufgenommen wird.
Dass diese Winnewissersche Welt schwierig zu fassen ist, bringt nicht nur die Aargauer Überblicksausstellung zum Ausdruck, ebenso die dazugehörige sinntragende Publikation, die sich als Alphabet versteht, wo diverse Autoren eine mögliche Grammatik für Winnewissers Universum entwickeln.

 

Rolf Winnewisser wird von der Gallery Rosenberg, Zürich vertreten.

 

Esther Maria Jungo

Werke sortiert nach Titel ↓JahrGattung

Bild Informationen Beschreibung

Rolf Winnewisser

Zwei weisse Punkte

1983

Tusche, Bleistift und Acryl auf Baumwolle

Masse 180,5 x 323 cm

Malerei

Rolf Winnewisser sieht im grossformatigen Bildtuch Zwei weisse Punkte eine Werkgruppe in sich, da es die Summe vorangegangener Werke in sich trägt, aber auch zugleich einen Neuanfang bedeutet, indem es eines der ersten Werke grösseren Formats darstellt: ein Bild voller Zeichen, Linien, ineinander gefügte Gebilde, Gedachtes als Situationen, begonnene ... [ Weiter ]