Leben & Werk Beat Streuli

Beat Streuli
* 1957 in Altdorf
lebt und arbeitet in Düsseldorf

 

Nach Studien in der Schule für Gestaltung in Basel 1977-1980 besucht Beat Streuli die Hochschule der Künstle in Berlin von 1981-86, wo er sich zum Kunstmaler ausbilden lässt.

Bereits früh – 1980, 1983 und 1984 darf Streuli für seine fotografischen Arbeiten das Stipendiun des Kantons Zürich entgegennehmen, 1985 das Pariser Atelierstipendium des Kantons Basel-Stadt 1985 sowie 1985, 1986 und 1988 das Eidgenössische Kunststipendium sowie 1986 das Kiefer Hablitzel Stipendium. Es folgen Stipendien der Stadt Zürich 1989, ein Atelier im Istituto Svizzero in Rom 1988 und 1994 der Prix Breguet. Vielversprechend debutiert Streuli auch mit einer Vielzahl Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz sowie im Ausland. Eine ansehnliche Ausstellungsliste verweist bis heute auf Streulis stringente Auseinandersetzung mit der Fotografie.

Die Leidenschaft für die Fotografie packt Streuli bereits während seiner Ausbildung in Berlin. Seine ersten Fotografien, seine Fotogramme und Montagen orientieren sich noch stark am russischen Konstruktivismus, an Bildsprachen aus Werbung und Kino, woraus eine, wie er es selbst nannte, „kontrollierte“ Fotografie entsteht. Er ist fasziniert von den analytischen und intellektuellen Qualitäten der Minimal und Concept Art, sucht jedoch nach einer künstlerischen Form, welche die heutigen Lebensbedingungen genauer oder unmittelbarer auszudrücken vermag. So dringt die Realität immer stärker in sein Bilduniversum ein und umgekehrt taucht der Künstler immer mehr in die Menschenmenge ein, bis er 1988 in einer ersten Schwarzweiss-Publikation mit Strassenszenen so weit ist, den fotografierten Bildausschnitt unverändert belassen zu können, wie er es heute noch tut. Bald werden die Schwarzweiss-Fotografien durch farbige Ansichten ergänzt, meist in den Formaten 137 x 201cm.

Streulis Fotografien von Strassenszenen entstehen mit Hilfe eines Teleobjektivs aus grösstmöglicher physischer Distanz und kreieren Bilder von nächster Nähe und Intimität. Dabei geht es ihm um die unspektakuläre Aufnahme des Moments, wenn sich das „öffentliche“ Gesicht eines Passanten für einen Augenblick selbst vergisst und sich unbeobachtet fühlt. Der Flaneur, der er auf seinen Streifzügen durch die Grossstädte ist, schaut umher, nimmt Personen wahr und gibt diesen Fokus mittels seiner Bilder wieder. So wird das Sehen des Flaneurs zur Fotografie, das Fotografieren aber auch zum Sehen, werden durch Streulis Fotografien doch Momente festgehalten, die in ihrer Flüchtigkeit im Alltag kaum wahrnehmbar sind. Diese Momentaufnahmen deuten auf kleine Risse in der Alltagsroutine, auf Öffnungen ins Unbewusste der Menschen. Das Verhältnis von Schärfe und Unschärfe, durch den Einsatz des Teleobjektivs bedingt, betont die Fokussierung auf diese Risse zusätzlich.

Die ephemeren Begegnungen, Ausdrücke und Handlungen, die uns mittels Streulis Strassenszenen überliefert sind, werden durch die Fotografie zu dauerhaften Zuständen, statisch und analysierbar. Sie sind Fragmente einer urbanen Realität unserer Zeit. Die Bewegung wird in ihrem Fluss unterbrochen, neue Kontextualisierungen und Assoziationsketten entstehen. Der Titel oder Untertitel einer Arbeit informiert uns über den Entstehungsort der Fotografie, alle Bildtitel zusammen ergeben eine Art Itinerar von Streulis Reisen und Wohnorten - Rom, Paris, New York, Brüssel, Tokyo, Cape Town, Krakau, São Paolo, ... Immer wieder kehrt Streuli zurück nach New York, dem Ort, der seine Sehnsucht nach einer multikulturellen Gesellschaft stets zu nähren und für eine gewisse Zeit auch zu stillen vermag.

 

Streuli wählt seine Bilder sorgsam aus Tausenden von Aufnahmen aus. Dieser Prozess des Auswählens sowie des Zusammenstellens der Motive ist ihm genauso wichtig wie das „Schiessen“ der Bilder. Interpretierbarkeit und Narrativität der minimalen Gesten, der Einblick „hinter“ das „öffentliche“ Gesicht eines Passanten sind mitverantwortlich für den cinematografischen Charakter einer Aufnahme, der darüber entscheidet, ob ein Bild genügend überzeugt, um in Streulis immensem Konvolut von Fotografien zu überstehen, dessen Zweck es ist, Aspekte des heutigen Daseins aufscheinen zu lassen.

Die Fotografien von Beat Streuli materialisieren sich nicht nur in fotografischen Einzelbildern. Sie finden sich auch in weiteren Medien wieder, wie der grossflächigen Fototapete, der Fotoprojektion/en (als Dia), des beleuchteten Foto-Objektes im Raum oder der translucent transparenten Fotografie, die grossflächig auf Fenster appliziert wird.

 

www.beatstreuli.com

 

Beat Streuli wird von der Galerie Eva Presenhuber in Zürich vertreten.

 

Karin Frei Rappenecker

 

 

 

Werke sortiert nach TitelJahrGattung ↑

Bild Informationen Beschreibung

Beat Streuli

Allen Street 1994

1994

Zweifache Diaprojektion mit 154 Dias (1 Master-Duplikat-Set + 2 Ausstellungs-Duplikate-Sets), 4 Dia-Projektoren, 1 Karussel; 1 Sony CD-Player, 1 CD-Audio + 1 Backup (mit den Programmsignalen)

Masse variabel

Fotografie

Durch das Überblenden von Lichtbildern in einem Ausstellungsraum - die Dias sind an der Allen Street, New York entstanden -, wird das Medium der Fotografie um zwei Dimensionen erweitert: um den physisch begehbaren Raum und um die Zeit. Die Vielzahl der projizierten Bilder von Strassenszenen holen gleichsam den Aussenraum in den Ausstellungsraum hinein und das Aufeinanderfolgen von... [ Weiter ]

Beat Streuli

Ohne Titel (aus der Serie NYC 1991/93)

1991/93

Farbfotografie

Masse 136,8 x 201,0 cm

Fotografie

„Exemplarisches über die Bedingungen des heutigen Daseins\" mitzuteilen wünscht sich Streuli mit seinen Fotografien von Strassenszenen, „ohne zu theoretisch und ohne zu emotional zu sein\". Seine „kontrollierten\" Fotografien entstehen mit Hilfe eines Teleobjektivs aus grösstmöglicher physischer Distanz und kreieren Bilder von nächster Nähe... [ Weiter ]

Beat Streuli

Ohne Titel (aus der Serie NYC 1991/93)

1991/93

s/w Fotografie

Masse 136,8 x 201,0 cm

Fotografie

„Exemplarisches über die Bedingungen des heutigen Daseins\" mitzuteilen wünscht sich Streuli mit seinen Fotografien von Strassenszenen, „ohne zu theoretisch und ohne zu emotional zu sein\". Seine „kontrollierten\" Fotografien entstehen mit Hilfe eines Teleobjektivs aus grösstmöglicher physischer Distanz und kreieren Bilder von nächster... [ Weiter ]