Leben & Werk Videoinstallation Marianne Müller

Marianne Müller / Mueller
* 1966 in Zürich
lebt und arbeitet in Zürich

 

Marianne Müller absolviert von 1987-1991 die Fachklasse für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in den Medien Fotografie, Video, Zeichnung und Installation. Schon früh kann man das Werk der Künstlerin, das sich geradezu ideal in die Tendenz der Zeit einer neuen Intimität einfügt, in bedeutenden Ausstellungen national und international betrachten und in ihren zahlreichen Künstlerbüchern kennenlernen. Sie kann bedeutende Auszeichnungen und Stipendien entgegennehmen. Seit 2007 doziert Müller an der Zürcher Hochschule der Künste im Leitungsteam Studienbereich Fotografie mit Schwergewicht auf medialen und poetisch-narrativen Aspekten in künstlerischer Fotografie und Video.

 

Ihre Arbeiten aus den frühen 1990er Jahren versteht die Künstlerin als eine Art „weibliche Junggesellenmaschine“, wo sie als Fotografin in einem tagebuchartigen, inneren Monolog sich selbst zum Modell macht. In intuitiver Manier dokumentiert sie ihr Dasein, ihr Wirken, ihre Umgebung. Die Fotografien sind somit als eine Art Tagebuch zu verstehen auf der Schnittstelle zwischen Privatheit, somit auch Erotik, und Öffentlichkeit, somit auch Allgemeingültigkeit. Durch die ständige Begleitung der Kamera ändert sich ihre Privatheit und Intimität, da sie zum Bild gemacht, und damit für weitere Blicke bestimmt wird. Zugleich avanciert in die alltägliche Privatheit der Künstlerin die Vorstellung des allgegenwärtigen fotografischen Blicks. Dabei entsteht ein grosses Archiv mit Alltagsbildern, die in den Medien Fotografie und Video festgehalten werden und als "Anti-Fotografie" zu verstehen sind. Durch Auswahl, Entwicklung und Vergrösserung werden aus der Vielzahl Bilder in präziser Weise Werke geschaffen, die stets von der Aura des Absichtslosen oder Banalen gezeichnet sind. Diese werden in Ausstellungsräumen immer wieder von neuem installativ – in unprätentiöser Weise an die Wand genagelt – präsentiert wie auch in Künstlerbüchern weiteren Werken (Fotografien oder zarten Zeichnungsverläufen) dazugesellt. Die Werke können im Kontext einer Installation oder im Rahmen eines Buches erlebt werden und dabei neue Bedeutungen erfahren, wie auch ebenso als autonome Werke bestehen und in pragmatischer Weise Ärmel, Beine oder Gesicht heissen. Der Betrachter nimmt wahr und vollzieht in der Reflexion über Wahrnehmung, Intimität und Sinnlichkeit den Übergang ins Allgemeingültige.

Ein weiteres Medium in Müllers Werk ist die Box. Als Edition besteht sie seit 1995 und wird stetig erweitert: Zwischen Gläsern finden sich je 6, 10 oder 15 Fotopaare, die geöffnet, wahrgenommen und wieder neu geordnet werden können. Nach dem gleichen Prinzip sind ebenso ihre Tables, 2003/2005, gezeichnet: vitrineartige Tische mit über 350 Bildern. Konsequenterweise wird dieses Unterfangen in das Medium des Internet weitergeführt, wo im Newspaper Project, 2007-2010,  eine monatliche Edition aus fünf Blättern mit 10 thematischen Bildseiten entsteht, die bestellt werden kann.

Die Videos von Marianne Müller sind vom gleichen Geist des Dokumentarischen geprägt wie ihre fotografischen Bilder. Präsentiert werden sie jeweils wandfüllend als Doppelprojektion, wobei dieselbe Ansicht in minimer zeitlicher, akustischer und optischer Verschiebung in erneuter Weise wahrgenommen wird. Als Filmepos gibt der Werkkomplex ausgewählte Einblicke in zehn Länder: Standing Still / Travelling Slowly, 2002. Das Werk wurde an der EXPO.02 im „Mondial“, dem Cultural Music Theatre in Yverdon-les-Bains präsentiert.

Das Künstlerbuch nimmt im Werk von Marianne Müller eine besondere Bedeutung ein, da sie in diesem Medium ausgewählte Bilder, Bildsequenzen, aber auch Zeichnungen in langwieriger, subtiler kompositorischer Gestaltung aufeinander folgen lässt.

Nicht nur der Komposition von "Buchräumen", sondern ebenso von architektonischen Räumen kommt in ihrem Werk eine bedeutende Rolle zu: Das Werk im und mit dem Raum bildet eine Einheit.

 

Die Künstlerin wird von der Galerie Susanna Kuli, Zürich vertreten.

 

www.mariannemueller.com

 

Esther Maria Jungo

Werke sortiert nach TitelJahr ↑

Bild Informationen Beschreibung

Marianne Müller

Standing Still - Travelling Slowly (Zanzibar)

2000/2002

DVD-R, Farbe, Ton

Masse Dauer: 109'16''

Videoinstallation

Die Videoarbeit Standing Still - Travelling Slowly (Zanzibar) besteht aus einer räumlich, somit auch zeitlich und akustisch minim verschobenen Doppelprojektion: Zwei nebeneinander gestellte Kameras fokussieren auf dieselbe Szenerie. Als Werkkomplex gibt die Arbeit Einblick in insgesamt 12 Länder auf 4 Kontinenten - Azerbaijan, ... [ Weiter ]